Labyrinth Grammatik

Therapie von syntaktischen Störungen bei Kindern und Erwachsenen

Bericht von Özlem Yetim

Auch in diesem Jahr hat das Herbsttreffen Patholinguistik viele Interessierte nach Griebnitzsee gelockt – mit 277 Anwesenden war sogar ein Teilnehmerrekord zu verzeichnen. Zentrales Thema war die Grammatik. Zu diesem Schwerpunkt gab es vier Vorträge. Weitere Beiträge aus Praxis und Forschung waren im Spektrum Patholinguistik zu hören.

Die ersten beiden Hauptvorträge widmeten sich der grammatischen Entwicklung im Kindesalter und deren Störung. Im zweiten Teil wurde auf erworbene Störungen eingegangen. Prof Dr. Harald Clahsen stellte Untersuchungen zu Sprachentwicklungsstörungen (SES) bei bilingualen Kindern vor und erörterte potentielle grammatische Hinweise für eine SES, insbesondere bei der Verbflexion. Prof. Dr. Julia Siegmüller berichtete vom Therapieprogramm DYSTEL für die effektive Behandlung von grammatischen Störungen. Mit ihrem Vortrag „Syntaktische Störungen bei Aphasie“ bot Prof. Dr. Martina Penke einen Einstieg in die erworbenen grammatischen Störungen. Mit ihren Untersuchungen zeigte sie, dass grammatische Defizite nicht nur bei Broca-Aphasie, sondern auch bei Wernicke-Aphasie zu beobachten sind. Zum Abschluss stellte Dr. Astrid Schröder das Material „Sätze verstehen“ und „Komplexe Sätze“ für die Diagnostik und Therapie von rezeptiven und produktiven syntaktischen Störungen bei Erwachsenen vor und schlug so wieder den Bogen in die Praxis.

Im Spektrum Patholinguistik gab es jeweils zwei Beiträge aus der Forschung und dem therapeutischen Alltag. Janine Hofmann vom SPZ Charité Berlin stellte sehr anschaulich Verlauf und Prognose bei kindlichen Aphasien dar und berichtete von ihren praktischen Erfahrungen. Julia Holzgrefe von der Universität Potsdam erläuterte die Rolle bestimmter prosodischer Hinweisreize bei der Erkennung von Phrasengrenzen durch 6-monatige Kinder. Um diskurskohäsive Mittel beim Erzählen von kurzen Bildgeschichten ging es im Vortrag von Antje Skerra (ZAS Berlin). Sie zeigte Unterschiede in den Leistungen zwischen unbeeinträchtigten Kindern und denen von Kindern mit einer spezifischen SES auf. Carolin Tolle vom ZaPP Berlin informierte aus der Praxis über die Behandlung von Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) und Lese-Rechtschreib-Störungen (LRS) und zeigte, wie sich beide Störungsbilder gegenseitig beeinflussen und vielleicht sogar bedingen können.

In den Pausen war neben dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen Zeit, die Posterausstellung mit neuen Therapie- und Diagnostik-Verfahren sowie neuesten Befunden aus der Forschung zu besuchen. Im Anschluss an die Vorträge wurde der mit 200 Euro dotierte Posterpreis an die drei bestplatzierten Poster überreicht, die durch die Anwesenden gewählt worden waren.

Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer belegen, dass das Herbsttreffen Patholinguistik eine gelungene Veranstaltung war. Es hat sich als fester Bestandteil im Terminkalender vieler Sprachtherapeutinnen und -therapeuten etabliert und wird überregional und auch international wahrgenommen.
Einen ausführlichen Bericht mit einer detaillierteren Vorstellung aller Vorträge finden Sie im kommenden Patholink, der Verbandszeitschrift des vpl.