Aktuelles
- 17.12.2021: Fortbildungsübersicht für das 1. Halbjahr 2022
- 14.12.2021: Ausgabe 4/2021 der dbs-Mitgliederzeitschrift »Sprachtherapie aktuell«
- 29.10.2021: Endspurt für die Anmeldung zum Herbsttreffen
Interdisziplinär (be-)handeln
Multiprofessionelle Zusammenarbeit in der Sprachtherapie
Text: Tom Fritzsche
Bild: Verband für Patholinguistik
Ein grauer Samstagvormittag im November. Die meisten Bäume haben ihr Laub bereits abgeworfen. Draußen raschelt es, wenn der Wind die Blätter über den Boden fegt. Drinnen, in vielen Zimmern überall in Deutschland, leuchtet der Bildschirm. Steht die Internetverbindung? Funktionieren Kamera und Mikro? Sind die Zugangsdaten die richtigen? Reichen Kaffee und Snacks für den Tag? So in etwa war die Situationen kurz vor 9 Uhr für die vielen Teilnehmer:innen des 15. Herbsttreffens Patholinguistik. Knapp 300 Personen waren registriert – ein Besucherrekord! Das Schwerpunktthema „Interdisziplinär (be-)handeln: Multiprofessionelle Zusammenarbeit in der Sprachtherapie“ hatte offenbar einen Nerv getroffen.
Nach einer kurzen Einführung und Erklärung zum technischen Ablauf und zum prall gefüllten Programm startete die Tagung mit einer Publikumsumfrage. Dabei zeigte sich, dass 44% der Anwesenden zum ersten Mal beim Herbsttreffen waren. Über die Hälfte (51%) des Publikums arbeitet in einer sprachtherapeutischen Praxis, 18% in Kliniken oder stationären Einrichtungen, 12% in Forschug und Lehre und 7% in pädagogischen Einrichtungen (da manche Teilnehmer:innen in mehreren Einrichtungen arbeiten, übersteigt die Summe 100%). Knapp ein Drittel der Anwesenden (30%) absolvieren derzeit eine sprachtherapeutische Ausbildung oder ein Studium. Von den praktizierenden Anwesenden beschäftigen sich 71% hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen, wohingegen 29% hauptsächlich mit erwachsenem Klientel arbeiten. Dieser Hintergrund war interessant, um das Stimmungsbild zur eigenen interdisziplinären Arbeit einzuordnen, das ebenfalls zu Beginn mit einigen Fragen an das Publikum eingeholt wurde und in der Diskussionrunde am Ende des Tages in die Debatte einfloss.
Die Vortragsrunde eröffnete das Duo der beiden Schwestern Katrin Frank (Physiotherapeutin) und Dr. Ulrike Frank (Patholinguistin) in einem gemeinsamen Vortrag zum Thema „Intensivmedizin geht nicht allein“. Dieser verdeutlichte anschaulich, wie interdisziplinäre Arbeit in diesem Setting ablaufen kann und sollte. Dabei kam v.a. zum Ausdruck, dass die Ziele der verschiedenen Disziplinen in Bezug auf die Patient:innen nicht dieselben sind und wie wichtig es ist, dass alle Beteiligten aus Therapie, Pflege und Medizin sich verständigen und das Erreichen der unterschiedlichen Ziele zum Wohle der Patent:innen ermöglichen.
Der Vortrag von Prof. Dr. Bettina Mohr (Neuropsychologin/Psychotherapeutin) thematisierte die Depression bei Aphasie infolge eines Schlaganfalls (post-stroke depression). Ihr ging es darum zu zeigen, welchen Einfluss die Sprache bzw. deren Verlust auf die Diagnose hat und welche Rolle sie in der Behandlung spielen kann bzw. muss. Frau Mohr stellte drei Therapiekonzepte vor, anhand derer sie darlegte, wie Psycholog:innen und Sprachtherapeut:innen abgestimmt und auch gemeinsam vorgehen sollten.
Im nächsten Vortrag wechselte der Fokus in den Kinderbereich. Dr. Stephanie Kurtenbach (Klinische Sprechwissenschaftlerin) stellte das Konzept der sensorischen Integration vor. Dabei war es ihr ein Anliegen zu zeigen, dass das in der Ergotherapie entwickelte Konzept viele Einsatzmöglichkeiten in der Sprachtherapie hat, aber Sprachtherapeut:innen eben Sprachtherapie machen und keine Ergotherapie. Ein Austausch zwischen den therapeutischen Disziplinen erweitert somit das Methodenrepertoire, aber nicht das Behandlungsgebiet.
Wie komplex sich die Situation der Sprachtherapie und -förderung im schulischen Kontext darstellt, veranschaulichte Prof. Dr. Stephan Sallat (Pädagoge) in seinem Vortrag zur alltags- und unterrichtsintegrierten Intervention und Prävention. Die in diesem Umfeld agierenden Professionen sind – je nach Auftrag – in drei verschiedenen Systemen mit eigener Struktur und Finanzierung angesiedelt: dem Bildungs-, dem Sozial- oder dem Gesundheitssystem. Dies führt zu Herausforderungen, gerade in den Grenzbereichen der Zuständigkeiten, die es zum Wohl aller Betroffenen zu überwinden gilt. Eine Möglichkeit dazu sind Netzwerke, für deren Schaffung und Aufrechterhaltung aber die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.
Im letzten Vortrag des Tages beleuchtete Dr. Lilli Wagner (Sprachheilpädagogin) die Mehrsprachigkeit als interdisziplinäre Herausforderung. Sie stellte verschiedene Instrumente zur Diagnostik von Sprachentwicklungsverzögerungen bei mehrsprachigen Kindern vor und machte deutlich, wie wichtig hier ein interdisziplinärer Dialog ist, um Fehldiagnosen und vor allem auch ausbleibende Diagnosen zu vermeiden. Am Ende kamen auch interkulturelle Kompetenzen zur Sprache, die auf diesem Gebiet eine positive Rolle spielen können.
Im Anschluss an die Vorträge fand eine Podiumsdiskussion statt. Dazu waren vier Sprachtherapeutinnen eingeladen, die jeweils kurz ihren interdisziplinären Alltag darlegten: Anika Lubitz (Theraphysia), Jonka Netzebandt (P.A.N. Zentrum, Berlin), Dr. Julia Klitsch (Grundschule an der Peckwisch, Berlin) und Kirsten Schnelle (SPZ Potsdam). Dabei wurde zum einen deutlich, wie wichtig die Kommunikation zwischen den Disziplinen ist, nicht nur, um Ziele und Methoden der jeweils anderen Profession nachvollziehen zu können und sich auf Augenhöhe zu begegnen, sondern auch, um Abläufe organisatorisch so zu gestalten, damit alle Beteiligten Fortschritte mit den Klient:innen und Patient:innen erzielen können. Einigkeit herrschte darüber, dass flache Hierarchien hierzu förderlich sind und die Rahmenbedingungen – vor allem im ambulaten Bereich – verbessert, zum Teil auch erst geschaffen werden müssen. Die Antworten aller Anwesenden in der anfangs durchgeführten Umfrage zu deren Zufriedenheit mit der interdisziplinären Zusammenarbeit und den dafür genutzten Kanälen deckte sich mit denen der Runde auf dem Podium. Der Austausch und die Kommentare zeigten, dass es Handlungsbedarf gibt. Es wurde aber auch thematisiert, dass gegenseitiger Austausch und Wertschätzung in den letzten Jahren zugenommen haben – ein positiver Trend, den es auszubauen gilt.
Bereits im Vorfeld der Tagung konnten die eingereichten Poster und Informationen von drei Aussteller-„Ständen“ (Rehavista, Lingo Lab und neolexon) besichtigt werden. Dazu wurde die Plattform Discord genutzt, zu der die Teilnehmer:innen eingeladen wurden. Am Konferenztag selbst boten zwei Programm-Blöcke à 45 Minuten Gelegenheit, mit den Poster-Referentinnen und den Austeller:innen ins Gespräch zu kommen. Der Andrang war groß.
Die Posterthemen spannten einen weiten Bogen, vom False-Belief-Verständnis bei Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom über die App-basierte Therapie von Wortabrufstörungen bei Aphasie, dem Vergleich von Diagnostikinstrumenten frühkindlicher Entwicklung, dem evidenzbasierten Handeln im externen Praktikum des Studiums der Patholinguistik, bis hin zur Einschätzung der Technikbereitschaft für Teletherapie und klinischen Markern in der Spontansprache früh-sukzessiv bilingualer Kinder.
Wie in den Vorjahren wurde ein mit 200 Euro dotierter Posterpreis verliehen. Eine dreiköpfige Jury hat bereits vor der Tagung alle Poster begutachtet und anhand eines Kriterienkatalogs bewertet. Die Jurymitglieder Maria Blickensdorff (Logopädie in Kreuzberg, Berlin), Dr. Jenny v. Frankenberg (ZaPP Berlin) und Sarah Tan (FU Berlin) sind alle Patholinguistinnen mit langjähriger Erfahrung auf verschiedenen Gebieten der Sprachtherapie. Die Preisverleihung erfolgte am Ende der Veranstaltung. Die Preisträgerinnen sind:
- 1. Platz: 100 €
Johanna Schmidt, Maren Eikerling & Joana Cholin (Universität Bielefeld, IRCCS E. Medea & Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg):
Klinische Marker in der Spontansprache früh-sukzessiv bilingualer Kinder mit Deutsch als Zweitsprache - 2. Platz: 70 €
Almut Plath, Marie Hoffmann, Bianca Spelter, Juliane Leinweber, Sabine Corsten & Sven Karstens (Katholische Hochschule Mainz, Hochschule Trier & HAWK Hildesheim / Holzminden / Göttingen):
Technikbereitschaft für Teletherapie erfassen: Adaption einer validierten Kurzskala für Menschen mit chronischer Aphasie - 3. Platz: 30 €
Dorit Schmitz-Antonischki, Judith Heide & Jonka Netzebandt (Universität Potsdam & P.A.N. Zentrum, Berlin):
Therapie von Wortabrufstörungen mit der App LingoTalk bei einer Patientin mit Aphasie: Eine Therapiestudie
Abgerundet wurde das Programm mit Kurz-Workshops ab 16:30 Uhr. Fast alle Workshopplätze waren ausgebucht. Zur Auswahl standen sechs Workshops: Erstellen von interaktivem Therapiematerial mit dem iPad (Alexander Fillbrandt), Üben mit LAX VOX® (Thomas Lascheit), ein Praxisbeispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der ambulanten Therapie (Anika Lubitz und Claudia Fröhlich), psychische Widerstandsfähigkeit für gesunde Therapeut:innen (Ina Kimmel), Störungen der Nahrungsaufnahme bei Säuglingen und Kleinkindern (Anne-Marie Horn und Michal Streppel) und Sprachstandsdiagnostik bei ein- und mehrsprachigen Kindern mit SCREENIKS (Dr. Lilli Wagner).
Das Herbsttreffen-Team möchte sich an dieser Stelle bei allen Helferinnen bedanken sowie bei den Unterstützer:innen, die das Herbsttreffen möglich gemacht haben: REHAVISTA, neolexon, Lingo Lab, die DUDEN Institute für Lerntherapie, THERAPIEexperte, der Fortbildungsfinder und MEMOLE.
18:10 Uhr. Draußen ist es bereits dunkel. Zeit, den Bildschirm auch abzuschalten. Ein informationsreicher Tag, der auch viel Gelegenheit zum Austausch bot, geht zu Ende. Einige Ideen und Begegnungen bleiben sicherlich länger im Gedächtnis. Für die vielen anderen Anregungen und Fakten wird im nächsten Sommer der Tagungsband erscheinen. Und im November 2022 trifft man vielleicht einige bekannte Gesichter wieder – beim 16. Herbsttreffen Patholinguistik.
Klick für Klick
Schritte in der digitalen Sprachtherapie
Text: Anne Adelt
Bilder: Verband für Patholinguistik
Bildschirm zu Beginn des 14. Herbsttreffen (online)
Eine virtuelle Konferenz? Zu Hause vor dem Computer sitzen und trotzdem die Atmosphäre einer Tagung spüren? Diese Fragen stellte sich wahrscheinlich nicht nur das Organisationsteam, sondern auch die über 200 Teilnehmer:innen vor dem ersten Online-Herbsttreffen, das am 14.11.2020 stattfand.
Nach einer kurzen inhaltlichen und technischen Einführung durch die Moderator:innen waren alle eingestimmt auf das Programm sowie den Ablauf des Tages. Die fünf Vorträge und die abschließende Podiumsdiskussion von Dr. Petra Jaecks, Dr. Kristina Jonas, Prof. Dr. Sandra Niebuhr-Siebert, Prof. Dr. Michael Wahl, Prof. Dr. Juliane Leinweber sowie Prof. Dr. Kerstin Bilda boten ein breites Spektrum über das Schwerpunktthema „Schritte in der digitalen Sprachtherapie“. Insbesondere in der aktuellen COVID-19-Situation konnten so sehr viele Teilnehmer:innen immer wieder Bezüge zu ihrem therapeutischen Alltag herstellen. Dazu hatten sich die Referent:innen und das Herbsttreffen-Team immer wieder digitale Lösungen zur Einbeziehung des Publikums überlegt: sei es durch Online-Umfragen oder durch das Stellen von Fragen unmittelbar während der Vorträge.
Online-Umfrage unter den Teilnehmer:innen während des Eröffnunsvortrages von Dr. Petra Jaecks und Dr. Kristina Jonas
Auch die Pausen boten zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch: Zum einen konnten die Teilnehmer:innen die wissenschaftlichen Poster zu verschiedenen Themen aus der sprachtherapeutischen Praxis live anschauen und mit den Autor:innen ins Gespräch kommen oder vorab eingereichte Poster-Videos ansehen. Zum anderen konnten sich die Gäste – ähnlich wie bei einer Präsenztagung – in einem virtuellen Raum per Avatar bewegen und so über einen Videochat ins Gespräch kommen. Zusätzlich konnten auch die Stände von Ausstellern besucht werden.
Außerdem wurde der mit 200 Euro dotierte Posterpreis verliehen. Eine dreiköpfige Jury bestehend aus Dr. Ingrid Aichert (LMU München), Dr. Katrin Gabler (FU Berlin) und Dr. Agnes Groba (Universität Leipzig) hat im Vorfeld der Veranstaltung die eingereichten Poster bzw. die Videos der Posterpräsentationen begutachtet. Die Preisträger:innen 2020 sind:
- Platz: 100 €
Julia Brüsch, Antonia Diener, Cilly Hubert, Clara Menze & Judith Heide (Universität Potsdam): Kneten, blanchieren, dünsten – eine Teletherapie zum mündlichen Verbabruf für Tätigkeiten in der Küche - Platz: 70 €
Franziska Machleb & Margret Seyboth (Universität Erfurt): Alles kann besser werden! Eine Analyse von Fehlern beim aphasischen Benennen - Platz: 30 €
Anne Tenhagen, Christina Kauschke, Julia Siegmüller, Steffi Sachse & Tobias Dörfler (Europäische Fachhochschule Brühl, Philipps-Universität Marburg, Pädagogische Hochschule Heidelberg): Profildiagnostik für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen – Das neue Konzept der PDSS
Wie bereits in den Vorjahren wurde das Vortragsprogramm durch Kurzworkshops ergänzt. Diese deckten ein breites Themenspektrum ab: Unterstützte Kommunikation, Taping, TAKTKIN®, LSVT® sowie Musiktherapie.
Das 15. Herbsttreffen Patholinguistik hat gezeigt, dass die Veranstaltung auch online funktioniert und über die Region Berlin/Brandenburg hinaus Interessent:innen anzieht. Das Herbsttreffen-Team möchte sich an dieser Stelle bei allen Helferinnen bedanken sowie bei den Unterstützer:innen, die das Herbsttreffen möglich gemacht haben: REHAVISTA, neolexon, Lingo Lab, die DUDEN Institute für Lerntherapie, der Fortbildungsfinder und MEMOLE.
Der Tagungsband zur Veranstaltung ist im Frühjahr 2021 erschienen und über den Buchhandel sowie kostenlos als digitale Datei erhältlich. Unter dem Link sind auch die Ausgaben der Herbsttreffen 1 bis 13 abrufbar.
Weg(e) mit dem Stottern
Therapie und Selbsthilfe für Kinder und Erwachsene
Text: Anne Adelt
Fotos: Sarah Kröger und Ragna Krug
Bei nebligem Herbstwetter kamen am 24. November 2018 knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Campus Am Neuen Palais nach Potsdam, wo sich beim 12. Herbsttreffen Patholinguistik alles rund um das Thema Stottern drehte.
Herbstliche Stimmung am Morgen
Workshops
Den Auftakt des Tages bildeten die alljährlich angebotenen Kurzworkshops, die sich wieder sehr großer Beliebtheit erfreuten und komplett ausgebucht waren. Die praxisrelevanten Themen reichten von Neue Medien in der Sprachtherapie: der Einsatz von Tablets und Apps von Alexander Fillbrandt über Selektiver Mutismus: Schritt für Schritt Mutmuskeln aufbauen von Sabine Laerum und MFT für die Praxis: Das funktionale Mundprogramm (FMP) von Petra Schuster zu Achtsamkeit und Selbstmitgefühl: Ressourcen für Menschen in helfenden Berufen von Lothar Schwalm.
Die anschließende Kaffeepause bot den TeilnehmerInnen des diesjährigen Herbsttreffens die Gelegenheit, sich am Büffet zu stärken, die Posterpräsentationen anzuschauen und die Stände der Aussteller zu besuchen. Gleichzeitig konnten in den Pausen persönliche und fachliche Kontakte gepflegt oder neu geknüpft werden.
Im Hörsaal vor den Vorträgen
Kasseler und Bonner Stottertherapie
Nach einer kurzen Einführung in den organisatorischen Ablauf und das Schwerpunktthema des Tages durch die Moderatorinnen Özlem Yetim und Sarah Breitenstein machte Kristina Anders von der Kasseler Stottertherapie den Anfang bei den Hauptvorträgen. Die Kasseler Stottertherapie (KST) gehört zu den Fluency shaping-Ansätzen in der Stottertherapie. Unter dem Titel Präsenztherapie und Onlinetherapie für Jugendliche und Erwachsene berichtete sie über den Ablauf des relativ neuen Therapieangebots bei der KST in Form einer Onlinetherapie. Sehr eindrücklich konnte sie aufzeigen, dass sich die Präsenz- und die Onlinetherapie nicht in den Veränderungen in der Stotterrate und der Lebensqualität nach einem Therapieintervall unterscheidet. Sodann konnte sie die Faktoren darstellen, die bei der Wahl für das eine oder das andere Therapieformat eine Rolle spielen.
Im zweiten Hauptvortrag referierte Kirsten Richardt von der Bonner Stottertherapie über die Umsetzung und Evaluation eines Kombinationsansatzes, der die Elemente des Fluency shapings und des Modifikationsansatzes miteinander verbindet. Anhand der eigens entwickelten, online-basierten Bonner Langzeit-Evaluationsskala zur Lebenssituation Stotternder (BLESS) stellte die Referentin die Ableitung von Therapiezielen und die Wirksamkeit des Therapiekonzepts dar. Zudem konnte sie mithilfe von Videobeispielen die sehr deutlichen Verbesserungen in der Sprechflüssigkeit auch bei psychogenem Stottern zeigen. Dabei betonte sie sehr klar den Vorteil eines Kombinationsansatzes in der individuellen Planung einer Stottertherapie, der vor allem in der großen Auswahl an unterschiedlichen Herangehensweisen und Methoden besteht.
Nach einem kurzen Spaziergang zur Mensa konnten sich die TeilnehmerInnen bei einem warmen Mittagessen stärken und sich mit anderen austauschen. Zudem war noch Zeit für den Besuch der Posterpräsentationen und Stände der Fachaussteller.
Kristina Anders und Kirsten Richardt bei ihren Vorträgen
Selbsthilfe
Entgegen der Tradition des Herbsttreffens schlossen sich nach der Mittagspause keine Vorträge aus der patholinguistischen Forschung und Praxis an, sondern das Thema der Selbsthilfe in der Stottertherapie wurde beleuchtet. Martina El Meskioui eröffnete die Reihe von Kurzvorträgen mit ihrem Vortrag zu Stottern in Schule und Beruf. Dazu stellte sie verschiedene Angebote und Projekte der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. vor. Über Rückfallvorsorge, Lebensqualität und Sprech(un)flüssigkeit berichtete Tobias Haase, der selbst seit seiner Kindheit stottert. Er betonte die Bedeutung der Stotterer-Selbsthilfe als posttherapeutische Maßnahme, die leider aktuell noch viel zu selten von Betroffenen genutzt wird. Dabei unterstrich er die Möglichkeit der Selbsthilfe, Betroffene auch in schwierigen Zeiten aufzufangen und Perspektiven für den Lebensweg aufzuzeigen.
Martina El Meskioui und Tobias Haase bei ihren Vorträgen
Den Abschluss der Vortragsreihe bildete die Kurzvorstellung der Postereinreichungen. Sarah Breitenstein fasste in wenigen Minuten die Kernaussagen und Fragestellungen der Poster zusammen und machte so richtig Lust in der nachfolgenden Pause die Posterausstellung zu besuchen und mit den AutorInnen bei Kaffee und kleinen Snacks ins Gespräch zu kommen.
In der Pause
Modifikationsansatz und Frühtherapie
Im zweiten Teil der Hauptvorträge berichtete Andreas Starke vom Modifikationsansatz in Zeiten der Evidenzbasierung. Zunächst zeigte er, dass wir im Allgemeinen zu wenig über das Stottern wissen, sodass es aktuell keine überzeugenden Modelle der Sprechflüssigkeit gibt. Anschließend erläuterte er den Ablauf der vier Therapiephasen (Identifikation, Desensibilisierung, Modifikation, Stabilisierung) im Rahmen der von ihm entwickelten intensiven Intervalltherapie (VIERMALFÜNF). Des Weiteren wies er darauf hin, dass es der Einzelfallforschung bedarf, um die Wirksamkeit von Stottertherapie nachweisen zu können.
Der letzte Vortrag des diesjährigen Herbsttreffens von Dr. Bernd Hansen (Europa-Universität Flensburg) beschäftigte sich mit der Frühtherapie für stotternde Kindern ab 2½ Jahren am Beispiel des Palin PCI-Konzepts. In diesem Therapieansatz werden Eltern als Experten für die Erziehung ihrer Kinder betrachtet und als bedeutender Veränderungsfaktor intensiv in die Therapie eingebunden. Wenn sich im Diagnoseprozess die Hinweise auf eine Stottersymptomatik des Kindes manifestieren, liegt der Fokus der nachfolgenden Therapie auf der Eltern-Kind-Interaktion. Mithilfe von Videoanalysen sollen Veränderungen im kommunikativen Stil erreicht werden, die dem Kind mehr Sprechflüssigkeit ermöglichen.
Andreas Starke und Dr. Bernd Hansen während ihrer Vorträgen
Posterpreis
Zum Abschluss des Herbsttreffens wurde auch in diesem Jahr wieder ein mit 200 Euro dotierter Posterpreis vergeben. Die Qualität der zehn Einreichungen war sehr hoch und die Ergebnisse knapp. Dennoch waren die drei unabhängigen Jurymitglieder in der Lage, anhand eines festgelegten Bewertungsschemas im Vorfeld drei GewinnerInnen zu küren.
Den dritten Platz belegte das Poster »Unterstützte Produktion und Rezeption prosodischer Cues bei Aphasie« von Carola de Beer, Clara Huttenlauch, Isabell Wartenburger und Sandra Hanne (Universität Potsdam). Den zweiten Platz erreichte die Arbeit »Behandlung von Wortabrufstörungen bei Probanden mit Alzheimer Demenz: Semantische Komplexität und Wortflüssigkeit« von Anita Bethge, Sandra Hanne und Nicole Stadie (Universität Potsdam). Die GewinnerInnen waren Lea Wiehe, Katharina Weiland, Anke Wirsam und Michael Wahl (Humboldt-Universität zu Berlin und Europäische Fachhochschule Brühl) mit dem Poster »Lautes vs. leises Lesen: Der Einfluss des Lesemodus auf kindliche Blickbewegungen beim Lesen«.
Die Gewinnerinnen des Posterpreises
Fazit
Das Herbsttreffen zeigte wieder einmal, dass es einen festen Platz im Tagungskalender der Region Berlin-Brandenburg hat. Mit seinem vielfältigen Programm stellt es eine Bereicherung für alle sprachtherapeutisch Tätigen dar. Wir danken daher der AG Herbsttreffen für die zuverlässige und engagierte Vorbereitung und Durchführung und freuen uns schon auf das 13. Herbsttreffen, welches voraussichtlich am 16.11.2019 stattfinden wird.
Wir möchten an dieser Stelle auch noch einmal den Organisationen und Unternehmen danken, die das 12. Herbsttreffen unterstützt haben: der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe – LV Ost e.V., der Bonner Stottertherapie, Cochlear, REHAVISTA, T-Rappy, memole – Medizin mobil lernen!, Trialogo, Therapeutenonline sowie dem Schulz-Kirchner-Verlag.
Das Herbsttreffen-Organisationsteam vor Ort
Nur ein Wort?
Diagnostik und Therapie von Wortabrufstörungen bei Kindern und Erwachsenen
Text: Anne Adelt
Fotos: Silke Böttger und Almut Jebens
Zuhörer*innen beim 13. Herbsttreffen
»Nur ein Wort?« lockte am 16. November 2019 bereits zum 13. Mal Sprachtherapeut*innen und Angehörige angrenzender Disziplinen zum Herbsttreffen Patholinguistik nach Potsdam. Die vier Hauptvorträge von Dr. Nicole Stadie, Dr. Kerstin Richter (Mitschnitt auf YouTube), Prof. Dr. Christian W. Glück und PD Dr. Tanja Ulrich befassten sich mit dem Schwerpunktthema »Diagnostik und Therapie von Wortabrufstörungen bei Kindern und Erwachsenen«. Dabei zeigten die ReferentInnen immer wieder Parallelen in der Symptomatik von kindlichen Wortabrufstörungen und Wortfindungsstörungen bei Aphasie auf und betonten die Bedeutsamkeit modell-basierter Diagnostik sowie patientInnen- und alltagsorientierten Therapiematerialien.
Die vier Hauptvortragenden
In den anschließenden Kurzvorträgen referierten Prof. Dr. Annegret Klassert, Carina Krause und Mona Samuel über die Fallstricke in der Diagnostik mehrsprachiger Kinder, die App-basierte Diagnostik LSI-J für Jugendliche im Alter von 14–22 Jahre sowie die Entstehung des Aphasiker-Chors Berlin und dessen Relevanz für die SängerInnen mit Aphasie in Bezug auf die soziale Teilhabe.
Die Referentinnen im Spektrum Patholinguistk
In den Pausen zwischen den Vorträgen bestand die Möglichkeit, bei Häppchen und Getränken die wissenschaftlichen Poster zu verschiedenen Themen der sprachtherapeutischen Praxis anzuschauen und mit den AutorInnen ins Gespräch zu kommen. Eine spannende Neuerung des Herbsttreffens war, dass in diesem Jahr die knapp 250 TeilnehmerInnen live im Rahmen einer Online-Abstimmung über die Vergabe des mit 200 € dotierten Posterpreises abstimmen durften. Um den ersten Platz gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der erste Preis hat mit hauchdünnen zwei Punkten Vorsprung gewonnen. Die Preisträgerinnen 2019 sind:
- Platz: 100 €
Tanja Ulrich & Inga Laßmann (Universität zu Köln): »Wortschatzsammler« im Unterricht: Entwicklung und Evaluation eines strategieorientierten, unterrichtsintegrierten Förderkonzepts - Platz: 70 €
Sarah Düring, Ann-Katrin Laubscheer & Judith Heide (Universität Potsdam): Von »dreineun« zu »neununddreißig«: Ein Therapiebeispiel zur Zahlwortproduktion im Deutschen - Platz: 30 €
Svenja Obry & Bianca Bohn (Universität Erfurt): Pragmatische Kompetenzen von Kindern mit Fetalen Alkohol-Spektrum-Störungen (FASD)
Bei der Posterpreisverleihung
Nach dem Vortragsprogramm wurden zusätzliche Kurzworkshops angeboten, die ein breites Themenspektrum abdeckten: Diese reichten von Poltern, TK-Management über Taping und UK bis hin zu Inputspezifizierungen in der SES-Therapie.
Die fünf Referent*innen der Kurzworkshops
Einmal mehr hat das Herbsttreffen Patholinguistik gezeigt, dass es eine feste Institution im Tagungskalender im Raum Berlin/Brandenburg ist, die Jahr für Jahr sowohl neue Gäste als auch „WiederholungstäterInnen“ anzieht. Schon jetzt sind alle sehr herzlich zum 14. Herbsttreffen Patholinguistik eingeladen, das voraussichtlich am 14. November 2020 stattfinden wird. Das Herbsttreffen-Team möchte sich an dieser Stelle bei allen Helfer*innen bedanken sowie bei den Unterstützer*innen, die das Herbsttreffen möglich gemacht haben: COCHLEAR, REHAVISTA, die DUDEN Institute für Lerntherapie, THERAPHYSIA, das Berufsbildungswerk Leipzig für Hör- und Sprachgeschädigte, NEOLEXON und MEMOLE.
Team des 13. Herbsttreffens Patholinguistik
Gut gestimmt
Diagnostik und Therapie bei Dysphonie
Text: Özlem Yetim
Fotos: Ragna Krug
Viel Neues und Ungewohntes, aber stimmig!
Dieses Jahr fand das Herbsttreffen bereits zum 11. Mal statt – jedoch das erste Mal am Neuen Palais und nicht wie gewohnt am Campus Griebnitzsee. Daher waren einige Abläufe auch für das Organisationsteam ungewohnt: neue Wege mussten ausgeschildert, Stände und Poster anders angeordnet und der Ablauf hinter den Kulissen umstrukturiert werden. Die befürchteten organisatorischen Schwierigkeiten blieben jedoch aus und sowohl das Catering als auch die Räumlichkeiten wurde von fast allen als sehr gelungen empfunden (auch wenn die Temperatur im Audimax ruhig hätte ein paar Grad wärmer sein können).
Im von langer Hand geplanten Programm gab es einige kurzfristige Änderungen: Aufgrund einer Erkrankung von Prof. Dr. Beushausen musste 48 Stunden vor Tagungsbeginn ein neuer Hauptvortrag organisiert werden. Zur Erleichterung aller aus der AG Herbsttreffen erklärte sich Prof. Dr. Voigt-Zimmermann so kurzfristig bereit, den Hauptvortrag zum Thema Kindliche Dysphonien mit zu übernehmen – auch ein Novum beim Herbsttreffen, dass eine Referentin zwei Hauptvorträge auf ein und demselben Herbsttreffen hält. Nach ein paar zeitlichen Umorganisationen stand dann reichlich knapp am Freitagmittag das neue Programm fest.
Die ersten Gäste treffen am neuen Tagungsort ein
Workshops
Am Samstag startete der Tag dann für viele TeilnehmerInnen mit einem der vier angebotenen Kurzworkshops. Die FrühaufsteherInnen wurden nicht nur durch eine herbstliche Morgensonne belohnt, sondern erhielten je nach gebuchtem Workshop neue Informationen zu den Themen Verhaltensbasierte Ansätze in der Dysarthrietherapie bei Morbus Parkinson (Bernd Frittrang), Schritt für Schritt, Wort für Wort – Handlungsorientierte Sprachanbahnung bei Kindern mit Autismus (Kristin Snippe), Sprechen zum Anschauen – Grundlagen des Analyseprogramms PRAAT (Carolin Martynus) oder Sensorische Integration in der Kindertherapie (Denise Klein). Danach war Gelegenheit sich am Büffet bei Häppchen und Getränken zu stärken sowie die Posterpräsentationen und die Aussteller in Augenschein zu nehmen.
In den Workshops
Vorträge zum Thema »Stimme« I
Den Anfang der Vorträge zum Schwerpunktthema Stimme machte Prof. Dr. Susanne Voigt-Zimmermann (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) mit ihrer Einführung in »Stimmstörungen – Störungsbilder und interdisziplinäre Diagnostik«. Frau Voigt-Zimmermann wählte einen interessanten Einstieg in das Thema: Alle TeilnehmerInnen sangen zusammen passend zur Jahreszeit »Bunt sind schon die Wälder« (und viele behielten das Lied als Ohrwurm für den Rest des Tages). Nach diesem ungewöhnlichen Auftakt erläuterte Frau Voigt-Zimmermann in einem sehr packend gestalteten Vortrag die Merkmale gesunder und kranker Stimmen, wann eine Stimme behandlungsbedürftig ist und machte auch deutlich, dass von TherapeutInnen als unphysiologisch wahrgenommene Merkmale der Stimme wie z.B. Heiserkeit durchaus auch eine Funktion haben können (z.B. bei SängerInnen) und man aufpassen müsse »wem man das wegnimmt«. Der durch viele Hörbeispiele angereicherte Beitrag gab einen sehr guten Überblick über die – auch anatomischen und physiologischen – Unterschiede weiblicher und männlicher, junger und alter sowie gesunder, belasteter und kranker Stimmen.
Nach einer kurzen Pause zum Beine vertreten und zumindest den Schal aus der Garderobe holen, da die Heizkörper etwas länger zum Aufwärmen des großen Raumes brauchten, erfuhren die TeilnehmerInnen dann Details zu kindlichen Dysphonien erneut von Prof. Dr. Voigt-Zimmermann. Vor allem die physiologischen Unterschiede, die eine Kinderstimme im Vergleich zu einer erwachsenen Stimme haben, und der familiendynamische Ansatz nach Jürg Kollbrunner in der Therapie standen im Fokus. Sie betonte aber auch, wie wichtig eine bildgebende bzw. endoskopische Befundung vor der Therapie ist.
Prof. Dr. Voigt-Zimmermann bringt das Publikum in Stimmung
Kurzvorträge im »Spektrum Patholinguistik«
Nach der Mittagspause (erstaunte Aussagen wie »Das war heute richtig lecker« und »Das waren aber große Portionen« wurden häufiger vernommen) ging es dann weiter mit den Kurzvroträgen des Spektrum Patholinguistik.
Im ersten Spektrumsbeitrag berichtete Maria Blickensdorff (Universität Potsdam) von den Prinzipien motorischen Lernens in der Sprechapraxietherapie. Vor allem die häufigen Wiederholungen von Items (Richtwert 50 Wiederholungen) und die darin begründete geringe Itemanzahl, die bearbeitet werden, machten den Unterschied zu anderen therapeutischen Methoden deutlich.
Im zweiten Spektrumsvortrag stellte Rebecca Schumacher (Universität Potsdam) Ergebnisse aus ihrem Promotionsprojekt unter dem Titel »Störungsortspezifische Diagnose von erworbenen Dyslexien« vor. Nachdem sie zunächst eine Erweiterung des Zwei-Routen-Modells zum Lesen vorstellte, führte sie uns in die von ihr entwickelte Diagnostik ein.
Zum Abschluss des Spektrums referierte Theresa Förster (Potsdam) über Sprachförderung in Tagespflegegruppen. Sie zeigte anhand von Videobeispielen, wie eine in den Alltag integrierte Sprachförderung aussehen kann und stellte verschiedene Konzepte vor. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Kassen diese Leistungen derzeit nicht vergüten und somit die Eltern selbst für diese Förderung aufkommen müssen bzw. viel ehrenamtliches Engagement seitens der Therapeutin nötig ist.
Die Referentinnen des »Spektrum Patholinguistik«
Nach dem Spektrum war dann für alle Teilnehmer Zeit, sich den Posterpräsentationen zu widmen oder an den Ständen von Rehavista, Novafon, Wortkowski oder des vpl über neueste Produkte und Therapiematerialien und Publikationen zu informieren. Es wurden ebenfalls süße und herzhafte Snacks sowie Heiß- und Kaltgetränke angeboten, um sich für den letzten Vortragsblock stärken zu können.
In der Pause
Vorträge zum Thema »Stimme« II
Der letzte Vortragsblock wurde von Prof. Dr. Karl-Heinz Stier (SRH Hochschule für Gesundheit Gera, Campus Stuttgart/Logopädie) eröffnet mit einem Vortrag zur Akzentmethode und ihren Evidenzen. Wie er gleich zu Beginn verdeutlichte, zählt die Akzentmethode zu den am besten belegten Therapiemethoden in der Stimmtherapie. Auch dieser Vortrag war durch Mitmach-Momente (die Grundübung der Akzentmethode, aber auch Dehnübungen) aufgelockert und gab einen guten Einblick in die Akzentmethode.
Den Abschluss des Vortragsprogramms bildete Thomas Lascheit (Logopäde, Bachelor of Health, Berlin), der die LaKru-Stimmtransition bei Trans* vorstellte und der Frage nachging, warum eine erfolgreiche Stimmfeminisierung mit den Methoden der konservativen Stimmtherapie nur begrenzt möglich ist. Herr Lascheit legte anschaulich die Unterschiede zwischen einer weiblichen und männlichen Stimme dar und zeigte dann Übungen, die in dem LaKru-Stimmtransitionsprogramm angewendet werden. Sowohl die Beispiele erfolgreicher Stimmtransitionen als auch die Live-Demonstration von Herrn Lascheit, der seine Stimme innerhalb eines Satzes von männlich nach weiblich shiftete, riefen bei den Zuhörern Staunen hervor. Am Ende des Vortrages konnte man auch an den vielen interessierten Fragen sehen, dass es eine gelungene Einführung ins Thema war.
Die ReferentInnen der Hauptvorträge
Posterpreis
Im Anschluss an das Vortragsprogamm präsentierte Dr. Sandra Hanne als Jurymitglied die drei Gewinnerinnen des diesjährigen mit 200 Euro dotierten Posterpreises. Den dritten Platz belegte das Poster »Unterstützte Kommunikation in der Sprachtherapie – Interdisziplinär bewirken wir mehr« von Christine Sietmann und Michael Wahl (Humboldt-Universität zu Berlin). Den zweiten Platz erreichte die »Pilotfragebogenstudie zur praktischen Umsetzung und Koordination des Trachealkanülen-Managements in Berlin und Brandenburg« von Lisa-Marie Welke und Ulrike Frank (Universität Potsdam). Die Gewinnerinnen waren Ragna Krug, Hanna Stübner, Sophie Hoffmann, Judith Heide und Maria Blickensdorff (Universität Potsdam) mit ihrem Poster zu einer Einzelfallstudie einer »Behandlung dysprosodischer Symptome bei Sprechapraxie«.
Die Gewinnerinnen des Posterpreises
Fazit
Alles in allem war das diesjährige Herbsttreffen eine sehr gelungene Tagung, die neue Erkenntnisse gebracht, Interesse am Thema Stimme geweckt und auch einfach Spaß gemacht hat.
Das Herbsttreffen-Organisationsteam